Pädagogischer Tag – dieser Begriff löst bei den verschiedenen Personengruppen im Umfeld von Schule sehr unterschiedliche Reaktionen aus:

  • Schüler: „Yeah! Einen Tag keine Schule!“
  • Eltern: „Oh man, wie nervig die Schule ist an dem Tag zu, wie soll ich mein Kind betreuen und überhaupt warum machen die Lehrer das nicht in den Ferien. Die haben doch genug frei.“
  • Lehrer A: „Schön, endlich können wir uns mal in Ruhe zu einem Thema austauschen.“
  • Lehrer B: „Och ne, das Thema ist doch wirklich ausgelutscht und interessiert mich null. Aber hey, es gibt Kaffee und Kuchen!“
  • Schulleitung A: „Endlich können wir Schule weiterentwickeln.“
  • Schulleitung B: „Wie sollen wir das denn auch noch organisieren?“

Diese Liste kann man noch weiterführen und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

Aber lasst mich am Anfang starten. Sinn und Zweck eines pädagogischen Tags ist es, dass sich das gesamte Kollegium einer Schule zu einem schulischen Themenkomplex austauscht, fortbildet und an ihm arbeitet. Ziel ist es danach einen Fortschritt in der Schulentwicklung gemacht zu haben. Das Besondere, aus meiner ganz persönlichen Sichtweise, ist, dass man an diesem Tag ausführlich und in Ruhe an einem Schulthema arbeiten kann. Der normale Schulalltag funkt einem nicht dazwischen und man kann sich ohne großartige Ablenkung durch Schüler und Eltern auf dieses eine Thema fokussieren. Gerade der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in Ruhe und ohne Stress ist für mich hier der gewinnbringendste Aspekt. Genau aus diesem Grund, in Ruhe ohne Stress an einem Thema mit Kolleginnen und Kollegen arbeiten, möchte ich eine alternative Idee zum „normalen“ pädagogischen Tag vorstellen. Der pädagogische Tag als Workation!

Einfach formuliert handelt es sich bei der Workation um eine Verschmelzung von Urlaub und Arbeit. Die Lehrerinnen und Lehrer reisen an einen mehr oder weniger fernen Ort und haben neben Freizeitkleidung und Sonnencreme auch noch den Laptop im Schlepptau. Leider ist es im Umfeld von Schule, aus verständlichen Gründen, nicht möglich diese Verschmelzung von Urlaub und Schulentwicklung über eine Woche hinweg zu machen aber ein verlängertes Wochenende ist auf jeden Fall drin. Die Gründe für eine solche Arbeitsreise im Umfeld von Schule liegen auf der Hand – ein Tapetenwechsel und der Austausch mit Gleichgesinnten, um Schule zu dem Ort zu machen an dem sich Schüler wie Lehrer gleich wohlfühlen.

Im Folgenden möchte ich ein paar Gründe nennen, welche einen deutlichen Appel dafür sein sollen, diese Art des pädagogischen Tages mal auszuprobieren und dafür auch mal das heilige Wochenende mit den Kolleginnen und Kollegen zu verbringen.

Neue Reize: Wer an einem pädagogischen Tag nicht an den Ort muss, an dem er Tag ein Tag aus jeden Tag geht, sondern auf einer Terrasse mit Blick auf die Berge oder das Meer sitzt, der nimmt vollkommen neue Reize auf, die wiederum neue Impulse freisetzen können. Frei nach dem Motto der frische Wind kann festgefahrene Gedankengänge auflockern und zu neuen Ideen inspirieren.

Netzwerken: Endlich mal die Kolleginnen und Kollegen kennenlernen, mit welchen man nicht jeden Tag zu tun hat, die am gleichen Tisch sitzen oder in der gleichen Fachschaft sind. Sich mal außerhalb des Lehrerzimmers oder der Gesamtkonferenz zu unterhalten kann nicht nur neue kollegiale Freundschaften entstehen lassen, sondern auch neue Denkweisen aufzeigen.

Austausch: Das ist der wohl naheliegendste Grund. Sich in einem kleinen Hotel im Nirgendwo einzuschließen und den ganzen lieben langen Tag an einem Thema zu arbeiten. Die Gedanken frei laufen zu lassen und großartige Ideen entwickeln, welche den eigenen Arbeitsplatz weiter voranbringen. Gemeinsam verreisen heißt in diesem Fall schließlich gemeinsam zu arbeiten

Entspannung: An einem pädagogischen Tag geht es natürlich um das Entwickeln und Bearbeiten von Schulthemen aber bei einer Workation ist die Entspannung allgegenwärtig. Die sonst so starren Strukturen der täglichen Arbeit sollen bewusst durchbrochen werden. Niemand schreibt vor wann Work und wann Vacation auf der Agenda stehen.

Flexibilität: Es gibt zwei Möglichkeiten eine Workation zu planen. Entweder alles in Eigenregie planen oder einen professionellen Anbieter wählen. Egal welchen Weg euer Kollegium einschlägt, dass Wichtigste aber auch zugleich schwierigste ist die Flexibilität. Es sollte jedem freigestellt sein, zu tun, was er will und wann er es will. Der Zweck einer solchen gemeinsamen Reise ist im Vorfeld bekannt und somit ist jedem klar, dass es Vacation UND Work heißt.

Motivation: Endlich mal im Zusammenhang mit Schule nicht den grauen, hässlichen Betonklotz mit den kaputten Toiletten und Fenstern sehen (Ich weiß ich bediene mich hier gerade an typischen Klischees aber das Bild sollte jetzt klar sein.) kann unheimlich motivierend sein. Wenn man sich einmal umhört berichten Personen, welche schon mal eine Workation besucht haben, dass sowohl Qualität als auch Quantität der Arbeit nach einer gewissen Eingewöhnungszeit in die Höhe schnellen. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Ablenkungen des Alltags wegfallen und man sich somit viel besser auf die Arbeit konzentrieren kann.

Entdecken: Natürlich macht niemand eine Workation (erste recht an seinem heiligen Wochenende oder gar in einem Teil seiner Ferien 😵), um 24/7 zu arbeiten. Das Entdecken der Umgebung und das baumeln lassen der Seele, gehört natürlich genauso dazu, wie die Entwicklung gewinnbringender schulischer Projekte. Es gehört einfach dazu das Wetter sowie gutes Essen zu genießen.

Teambuilding: Ich bin überzeugt, dass eine gewinnbringende Pädagogik maßgeblich von den Personen abhängig ist welche diese Pädagogik anwenden. Ein gutes Team, welches mit Spaß zur Schule geht und mit Freude unterrichtet wird dafür sorgen, dass auch die Schüler gerne zur Schule gehen. Gemeinsam arbeiten, gemeinsam wohnen, gemeinsam kochen – all diese Aspekte führen dazu, dass das Kollegium eine geschlossene Einheit wird.

Ich höre die Kritiker und Problemfinder schon schreien: Wie soll das bezahlt werden, was ist mit den Kollegen die keine Lust haben, was ist mit den Kollegen die nur Urlaub machen und nicht arbeiten,…? Lasst mich auf ein paar Argumente eingehen:

Wer soll das bezahlen? Jede Schule verfügt über einen Fortbildungsetat und kann diesen für so etwas nutzen, und ja ich weiß, dieser ist nicht riesig. Aber wer sagt denn, dass die Lehrer nicht einen kleinen Beitrag dazu geben können?

Was ist mit Kollegen, die keine Lust haben? Ihr alle kennt diese Kolleginnen und Kollegen, denen man nichts recht machen kann und die immer etwas zu meckern haben. Zum einen sagt keiner, dass man diese Kollegen zu ihrem Glück zwingen muss und zum anderen können gerade diese Personen in einem anderen Umfeld auftauen und ebenfalls gewinnbringend ihren Beitrag leisten.

Was ist mit denen die nur Urlaub machen? Ich bin der Ansicht, dass wenn vorher klar ist, dass es sich hierbei um die Verknüpfung von Arbeit und Entspannung handelt wird jeder seinen Teil dazu beitragen, dass genügend Urlaub und Arbeit stattfinden wird. Gerade als Schulleitung sollte man hier am Anfang gemeinsam mit dem Kollegium klar definieren, was das Ziel ist und dann sollte man auch die Flexibilität und Gelassenheit besitzen und es einfach laufen lassen

Es hat keiner gesagt, dass es ein Selbstläufer ist, aber wer nie Neues wagt wird auch nicht den Status Quo verbessern.

Was denkt ihr über eine Workation in Schule?